Stuttgart – Die Slow-Food-Bewegung ist eine Vereinigung von Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen. Alexander Lorenz ist der Vorsitzende des 600 Mitglieder umfassenden Vereins in Stuttgart. Im Interview spricht der 57-jährige Werbetexter über die Folgen heimlichen Fast-Food-Konsums.
Herr Lorenz, gehen Sie manchmal heimlich zu McDonald’s?
Kürzlich hatte ich vor einem Abflug Hunger und bin an einem Flughafen zu Burger King. Anschließend hatte ich weder ein gutes Gefühl im Magen noch im Mund.
Also ist Fast Food per se schlecht?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Wir sind kein dogmatischer Gesundheitsverein, sondern plädieren dafür, Lebensmittel unverarbeitet und frisch zu genießen.
1 Wie lässt sich das in den Alltag integrieren?
Wenn ich täglich in der Kantine essen muss, ist es tatsächlich schwierig, weil ich eben nur das essen kann, was ich vorgesetzt bekomme.
Außerdem ist Slow Food immer noch als teure, elitäre Angelegenheit verschrien.
Slow Food ist keine elitäre Bewegung. Sobald ich regional und saisonal esse, kriege ich es wesentlich billiger, als wenn ich die Tomaten im Winter aus den Kanaren einfliegen lasse. Gut essen, ohne zu viel Geld auszugeben, ist möglich. Man muss vielleicht auf das eine oder andere Stück Fleisch verzichten. Slow Food ist aber definitiv keine Reiche-Leute-Bewegung,
Richtig gute Lebensmittel kosten aber schon etwas mehr, oder?
Wer einmal ein Biohuhn für 20 Euro gegessen hat, will auch geschmacklich nie mehr eines für 2,50 Euro kaufen.
Und wie lässt sich dieser Ansatz mit meinem Geldbeutel vereinbaren, wenn ich meine Kinder irgendwie satt bekommen möchte?
Wir müssen eben wieder zurück zum Sonntagsbraten. Fleisch muss wieder eine Wertigkeit bekommen. Heute ist Fleisch das billigste Lebensmittel, dabei ist ein riesiger Aufwand mit diesem Produkt verbunden. Ein Kasten Sprudel ist teurer als ein totes Tier, das kann doch nicht sein.
Wie viel sollte gutes Fleisch kosten?
Alles an Fleisch, was billig ist, sollte man nicht kaufen, das kann nicht sauber produziert sein. Wenn ein Kilo 2,50 Euro kostet, kann das Tier nicht ordentlich gehalten worden sein.
Woran erkennt man gute Lebensmittel?
Bei uniformen Äpfeln und Birnen sollte man skeptisch werden. Gleich groß und makellos lässt bei Obst und Gemüse auf die Herkunft aus dem Treibhaus schließen. Ich kaufe eher Produkte mit kleinen Fehlern. Wir sind aber keine Geschmackspolizei.
Was schmeckt Ihnen persönlich am besten?
Slow Food bedeutet nicht, aufwendig zu kochen. Ich kaufe eine Zwiebel und eine Zucchini, mache daraus eine Pasta und gut ist. Manchmal esse ich aber mangels Alternative auf dem Weihnachtsmarkt auch eine Bratwurst – und denke dabei: hoffentlich sieht mich hier keiner . . .