Unter dem Begriff „Arche des Geschmacks“ rettet Slow Food regionale Lebensmittel, die im Fastfood-Zeitalter vom „Aussterben“ bedroht sind. Ziel des Projekts: die regionale Küche und ihrer geschmackliche Vielfalt zu erhalten. Weltweit sind über 2500, in Deutschland aktuell 61 Arche-Passagiere aufgeführt: slowfood.de/biodiversitaet/die_arche_passagiere. Zehn davon kommen allein aus der Region Stuttgart. Die Bezugsquellen der Archepassagiere finden Sie am Ende dieser Seite und im Einkaufsführer.
Die Passagiere müssen folgende Kriterien erfüllen:
- Sie sind in der Existenz bedroht.
- Sie zeichnen sich aus durch einzigartige geschmackliche Qualität.
- Sie haben eine historisch überlieferte Bedeutung.
- Sie besitzen identitätsstiftenden Charakter für eine Region.
- Sie unterstützen die nachhaltige Entwicklung einer Region.
- Sie stammen aus artgerechter Haltung (Tiere).
- Sie sind frei von gentechnischer Veränderung.
- Die Produkte sind käuflich erwerbbar.
Archepassagiere | Erzeuger | Beschreibung und Verkaufsstellen |
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Alb-Linsen | Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa www.alb-leisa.de | Passagier seit 2005. Presidio seit 2013. Leisa – schwäbisch für Linsen – wurden auf der Schwäbischen Alb bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts angebaut. Die niedrigen Erträge und der große Arbeitsaufwand bei Ernte und Reinigung waren Ursachen für das völlige Verschwinden dieser uralten Nahrungspflanze in ganz Deutschland. 3x in der Markthalle Stuttgart. Alle Naturgut Biomärkte und alle Erdi Biomärkte. Weitere Verkaufsstellen siehe Website |
Albschneck® | Rita Goller 72525 Münsingen, www.albschneckler.de | Passagier seit 2005. Die gewöhnliche Weinbergschnecke „Helix pomatia“ ist als Fastenspeise vor allem in katholischen Regionen bekannt. Auf der Schwäbischen Alb wurde sie – eingedeckelt zur Winterruhe – als so genannte Deckelschnecke geerntet und bis nach Wien und Paris als kulinarische Spezialität exportiert. Leider zu wenig Bestände, um sie im Handel zu verkaufen. Verkauf nur ab Hof. Albschneck-Gerichte führt der Gasthof Hirsch in Indelhausen. |
Champagner Bratbirne | Manufaktur Jörg Geiger 73114 Schlat www.manufaktur-joerg-geiger.de | Passagier seit 2005. Erstes deutsches Presidio seit 2007. Die Champagner Bratbirnen Bäume findet man heute solitär nur noch entlang des Albtraufs und auf den Fildern. Die Birnbaumriesen sind oft über 100 Jahre alt und landschaftsprägend für den Albtrauf. Feinkost Böhm Weinhandlung Bronner Weinhandlung Kreis EDEKA im Gerber Online-Shop |
Ermstäler Knorpelkirsche | Rosstriebkellerei Dettingen 72581 Dettingen www.rosstriebkellerei.de | Passagier seit 2014. Die Ermstäler Knorpelkirsche ist eine lokale Süßkirschsorte der Region Neckar-Alb. Nach den heutigen Vermarktungsnormen gelten die Ermstäler Knorpelkirschen als zu klein für den Frischmarkt und sind somit für die Kirschanbauer unrentabel geworden. Verkaufsstellen Schwerpunktmäßig im Kreis Reutlingen. Getränke und Feinkostgeschäfte. |
Filderspitzkraut | Kimmichs Sauerkonserven 72631 Aichtal www.kimmichs.de Fritz Schlecht 70794 Filderstadt-Bernhausen www.filder-spitzbueble.de | Passagier seit 2005. Mit der Industrialisierung und Mechanisierung verlangte die Sauerkonservenindustrie zunehmend Rundkraut, da dieses komplett maschinell verarbeitet werden kann. Als Folge ging der Anteil von Spitzkraut auf den Fildern stark zurück. Gibt es in vielen Metzgereien und gut sortierten Supermärkten in Baden-Württemberg. |
Luikenapfel | Edeldestillat-Brennerei (Gasthof-Restaurant Hirsch) August Kottmann 73342 Bad Ditzenbach-Gosbach www.hirsch-badditzenbach.de | Passagier seit 2017. Vor über 100 Jahren noch war er die meistverbreitete Apfelsorte und bestimmte die heimischen Mostobstmärkte. Heute ist er nur noch selten zu finden. |
Musmehl | Getreidemühle Luz 72525 Münsingen-Buttenhausen www.luzmuehle.de Lichtensteinmühle 72805 Lichtenstein-Honau www.lichtensteinmuehle.de Ostermühle Naturkost GmbH 89129 Langenau www.ostermuehle.de Axel Redzich Mühlenprodukte 88524 Uttenweiler www.redzich-mehl.de | Passagier seit 2005. Nahezu in Vergessenheit geratenes regionaltypisches Nahrungsmittel. Traditionell wurde das Musmehl aus den ganzen Körnern des Dinkels gemahlen. Die Körner wurden auf ein Backblech gelegt und man ließ sie so lange im Ofen, bis sie angebräunt waren. Der aus Musmehl hergestellte Schwarze Brei war jahrhundertelang die Hauptnahrung auf der Schwäbischen Alb. |
Palmischbirne vom Hochstamm | Weingut Singer-Bader 71394 Kernen-Stetten www.weingut-bader.de WEINKORB - Vinothek 71404 Korb www.weinkorb.de Edeldestillat-Brennerei (Gasthof-Restaurant Hirsch) August Kottmann 73342 Bad Ditzenbach-Gosbach www.hirsch-badditzenbach.de Reutlinger Essig Manufaktur 72764 Reutlingen www.reutlingeressigmanufaktur.de | Passagier seit 2018. Eine sehr alte Sorte, die schon 1598 von Johann Bauhin (1541 – 1612) als „Böhmische Birne zu Boll“ beschrieben wurde. Sie ergibt einen köstlichen Birnenbrand mit unverkennbarem, kräftigem Aroma, aber auch gedörrt ist sie eine kulinarische Bereicherung. Wächst als mächtiger, eichenartiger Baum, der ein hohes Alter erreichen kann und landschaftsprägend ist. Früher auch als „Vesperbaum“ sehr begehrt. |
Schwäbischer Dickkopf-Landweizen | Bäckerhaus Veit 72658 Bempflingen www.baeckerhaus-veit.de Vollkornbäckerei Berger www.vollkornbaeckereiberger.de | Passagier seit 2013. Die alten, regionaltypischen Dickkopfsorten sind seit 1950 praktisch ausgestorben. Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen wurde 2011 in die „Rote Liste bedrohter einheimischer Nutzpflanzen“ aufgenommen. |
Schwarze Birne | HEDWIG und HELMUT DOLDE 72636 Frickenhausen-Linsenhofen, www.DoldeWein.de | Passagier seit 2013. Die Schwarze Birne hatte am Nordrand der Schwäbischen Alb früher eine große Verbreitung als vorzügliche Mostbirne. Die Sorte bildet große Bäume aus, die stark landschaftsprägend sind. Der Saft der Früchte ist in der Region für die Zubereitung von Birnenmost (Birnenwein) sowie als aromatische Grundlage für Birnenbrand bekannt. Zur Zeit gibt es nur wenige Bäume, der Bestand wird erst aufgebaut. Der Sekt von der Schwarzen Birne ist in begrenzten Mengen erhältlich. |
Stuttgarter Geißhirtle | Friedrich Mühlhäuser Fuchseckstrasse 2 73114 Schlat Manufaktur Jörg Geiger 73114 Schlat www.manufaktur-joerg-geiger.de | Passagier seit 2008. Das Stuttgarter Geißhirtle wurde 1750 als Zufallssämling von Ziegen- also „Geiß“hirten in der Umgebung von Stuttgart gefunden, woran bis heute ihr Name erinnert. Das Geißhirtle hat eine nur kurze Lagerzeit und die traditionelle häusliche Konservierung ist wiederum selten geworden. Auf vielen Wochenmärkten in der Region von Ende August bis Mitte September! Oder direkt bei Produzenten vor Ort. |
Stuttgarter Leberkäs | Metzgerei Reinhardt Nagold-Iselshausen www.metzger-reinhardt.de Bio-Metzgerei Grießhaber Mössingen-Öschingen www.metzgerei-griesshaber.de | Passagier seit 2014. Der Stuttgarter Leberkäs zeichnet sich im Unterschied zu vielen anderen sogenannten Leberkäsen dadurch aus, dass er tatsächlich Leber enthält. Seine kräftigere und würzigere Geschmacksnote entsteht nicht durch Gewürze, die jedem Fleischkäs beliebig beigefügt werden können, sondern durch seinen charakteristischen Leberanteil. |
Sie möchten sich für aussterbende, wohlschmeckende Lebensmittel engagieren? Wir freuen uns über aktive Mitstreiter.
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stuttgart@slowfood.de