Mohrenkönigin, Lämmerschwanz, Gänsfüßer, Hartblau, Heunisch und Gemischter Satz -was steckt dahinter? Mittelalterliche und Historische Rebsorten!
Wer dazu mehr erfahren wollte, konnte sein Weinwissen am 1. April beim Tag der Historischen Rebsorten erweitern. Matthias Braun aus Hemmingen, Slow Food Mitglied (Convivium Stuttgart) und Jochen Beurer vom Demeter-Weingut Beurer in Stetten im Remstal haben diesen Tag ins Leben gerufen, verbunden durch die gemeinsame Leidenschaft für die uralten Rebsorten. Partner der Veranstaltung war Slow Food Convivium Stuttgart. Mit einem Info-Stand wurden u.a. die Arche-Mitglieder Blauer Frühburgunder, Tauberschwarz und der Alte Fränkische Satz vorgestellt. Dazu wurde ein Tauberschwarz aus Markelsheim am Stand ausgeschenkt, auch als Rose. Im Rahmen der Veranstaltung gab es auch den Alten Fränkischen Satz zum Probieren, der die Arche-Mitglieder im Bereich der Rebsorten vervollständigte. Es wurden auch andere Arche-Mitglieder (des Conviviums Stuttgart) und Produkte davon vorgestellt und zum Verkauf angeboten, u.a. das Filderspitzkraut, die Alb-Leisa und auch ein Birnenschaumwein von der Schwarzen Birne ergänzte das Sortiment. Darüber hinaus gab es am Tag der Historischen Rebsorten unglaubliche 46 verschiedene Weine (von 40 verschiedenen mittelalterlichen und historischen Sorten) aus Deutschland, Österreich, Südtirol, der Schweiz und Italien, zudem noch zehn weitere beim abendlichen Menü, konnten verkostet werden, da war gelebte Biodiversität angesagt. Die Crème de la Crème des Mittelalters war an diesem Tag präsent. Besonders beeindruckend und mit einem vielversprechenden Potential für die Zukunft war die Fassprobe eines Schwarzurban von einem Weingut im Remstal; tintenschwarz, mineralisch und erdig, einfach herrlich. Die Rebsorte Urban (früher bekannt als Rot-, Zottel- oder Wulle-Welsche) war seit dem Spätmittelalter im Remstal heimisch, besonders stark verbreitet war er im Stuttgarter Raum (Untertürkheim und Uhlbach). Selbst die Lieblingsweine von Martin Luther (Früher Roter Malvasier und der Ribolla Gialla (damals genannt Reinfal/Renefal) ) wurden anlässlich des Lutherjahrs 2017 ausgeschenkt. Alles war vertreten, vom mittelalterlichen „Rachenputzer“ bis zum Adelfränkischen, dem Edelwein zur damaligen Zeit. Es gab viel Wissenswertes zu erfahren, aber natürlich auch ebenso viel zu trinken. Die Besucher waren begeistert: „Eine solche Vielfalt an historischen Rebsorten, die man sonst kaum mal zu trinken kriegt, haben wir noch nie gesehen“. Auch die amtierende Deutsche Weinprinzessin, Mara Walz, wollte sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen und erwies der Veranstaltung, trotz ihres vollen Terminkalenders, die Ehre. Anwesend war auch der bedeutende Rebkundler Andreas Jung aus Lustadt/Pfalz, der im Rahmen eines mehrjährigen Projekts sagenhafte 250 mittelalterliche Rebsorten in deutschen Weinbergen entdeckt hat, davon 100 die bereits als ausgestorben gegolten haben. Im Programm der Veranstaltung war auch eine Führung im Mittelalterweinberg (Y-Burg) mit Ebbe Kögel vom ortsansässigen Heimatverein Allmende. Josef Engelhart von der Landesanstalt in Veitshöchheim hielt einen spannenden Vortrag über die historischen Sorten. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit dem Allmende-Film zum Projekt „Rettet die Reben, Rekultivierung von mittelalterlichen Rebsorten im Remstal und das dazugehörige Trockenmauerprojekt“.
Abends durfte dann geschlemmt werden, verwöhnt mit einem herrlich geschmack-vollen 5-Gänge-Menü vom Sternekoch Bernd Bachofer aus Waiblingen. Die 10 begleitenden historischen Weine wurden von Frau Dr. Christine Krämer (Gesellschaft für Geschichte des Weines) spannend vorgestellt und besprochen, so dass die Besucher und Genießer der Veranstaltung bzw. des Abends nun voll informiert über die mittelalterlichen und historischen Rebsorten und den Geschmack aus dieser spannenden Zeit den Nachhauseweg antreten konnten.
Text: Matthias Braun, Hochstetterstaße 25, 71282 Hemmingen (Slow Food Mitglied, Convivium Stuttgart)
Fotos: Renate Bechstein, Leitungsteam (Arche des Geschmacks) Slow Food Convivium Stuttgart und Alexander Lorenz