Auf dass wir satt werden. StZ-Artikel über Slow Food und den Kirchentag.

Ernährung auf dem Kirchentag.
Auf dass wir satt werden.  

Von Ingmar Volkmann

Stuttgart – Das Thema Nahrung und Ernährung spielt auf dem Evangelischen Kirchentag, der von Mittwoch bis Sonntag in Stuttgart stattfindet, eine große Rolle.

Herzstück der habhaften Köstlichkeiten ist das Gläserne Restaurant, das sich auf dem Cannstatter Wasen am Eingang zum Markt der Möglichkeiten befindet. Das Gläserne Restaurant ist längst fester Bestandteil eines jeden Kirchentages und will in Stuttgart bereits zum 11. Mal den Spagat zwischen Aufklärung und Verköstigung schaffen.

Beim Mittagstisch für zwölf Euro kann man sich über die Vorteile ökologisch produzierter Produkte und ökologischer Kantinen informieren. Freitags und samstags gibt es zudem für 3,50 Euro abends von 17 Uhr an ein Vesper. Im Mittelpunkt des Gläsernen Restaurants stehen die regionale und saisonale Herstellung sowie die transparente Verarbeitung von Lebensmitteln.

Auch für Kinder gibt es ein Gläsernes Restaurant 

Nicht nur Erwachsene sollen beim Kirchentag in Bezug auf die Ernährung klug werden, sondern auch die kleinsten Besucher der Veranstaltung. Im Zentrum Kinder im Stadtgarten an der Keplerstraße können Kinder spielerisch entdecken, woher Lebensmittel kommen und welche Vorteile ökologisch erzeugte Produkte haben.

Essentielle Praxisübung dazu: die Kinder dürfen selbst ein Brot belegen. Mittags gibt es Vollkornbrote, selbstgemachte Aufstriche sowie Gemüse- und Obstspieße aus ökologisch angebauten Zutaten zum Selbermachen an der „Schmierstraße“ für die kleinen Gourmets.

Slow Food Deutschland mit großer Mitmachaktion 

Etwas nachdenklicher wird es am Freitag für die Jugend des Kirchentags im Zentrum Jugend im Kunst-Turn-Forum am Fritz-Walter-Weg. Dort findet zwischen 11 und 12.30 Uhr der Workshop „Bilder sagen mehr als Worte – Macht Fleisch essen klug?“ Die Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend in Deutschland (AEJ) aus Hannover organisiert diese Diskussion.

Wie wichtig das Thema Ernährung beim Kirchentag in Stuttgart ist, verdeutlicht die Tatsache, dass auch nicht-kirchliche Organisationen zu köstlichen Veranstaltungen einladen. Slow Food Deutschland hat sich zum Beispiel das Ziel gesetzt, mit verschiedenen Aktionen die Besucher des Kirchentags für das weltweite Lebensmittelsystem zu sensibilisieren. Die Aktion „Teller statt Tonne“ versucht an mehreren Tagen Lösungsansätze gegen die Lebensmittelverschwendung ganz praktisch greifbar zu machen. Von Donnerstag bis Samstag gibt es im Zentrum Jugend auf der Jugendmeile an der Mercedesstraße eine Mitmachaktion, bei der Obst und Gemüse, das nicht den Marktnormen entspricht, in eine leckere Suppe oder einen Obstsalat verwandelt wird. Das Knubbelgemüse wurde zuvor bei einer Erntetour auf dem Demeter-Reyerhof in Möhringen gesammelt. Bei mehreren Infoveranstaltungen will Slow Food Deutschland darüber hinaus zeigen, dass eine andere, nachhaltigere Art von Landwirtschaft möglich ist.

Beim Tischgespräch wird diskutiert und gegessen 

Auch auf dem ganz großen Podium des Evangelischen Kirchentags wird das Thema nachhaltige Ernährung zum Gegenstand der Diskussion. Beim Tischgespräch Anthroposophie und Landwirtschaft sprechen am Donnerstag von 18 bis 20 Uhr unter dem Motto „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ namhafte Teilnehmer. Kirchentagspräsident Andreas Barner hält eine Tischrede. Michael Thun, Geschäftsführer Esscooltur aus Bremen, referiert über „Essen – mehr als ein voller Bauch“. Karl Huober, der Geschäftsführer von Huober Brezel aus Erdmannhausen, Hansjörg Schrade, Geschäftsführer von Ecofit aus Stuttgart, und der Demeter-Landwirt Klaus Wais, ebenfalls aus Stuttgart, diskutieren außerdem unter dem Titel „Vom Boden auf den Teller“ über landwirtschaftliche Produktion und mehr.

Das Beste an dieser Veranstaltung mit der vielversprechenden Unterzeile „Genussvoll dinieren im Dialog“: beim Tischgespräch wird nicht nur kontrovers debattiert. Gegen eine kleine Spende wird Essen gereicht. Auf dass wir beim Kirchentag nicht nur klug, sondern auch satt werden.